Wie schützen Sport und Bewegung?

In vielen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Bewegung und Sport, wenn sie langfristig betrieben werden, wichtige Risikofaktoren beeinflussen. Sport und Bewegung kann man als Schutzfaktor oder Ressource definieren. Schutzfaktoren sind Einflüsse auf den Menschen die gesundheitschädigenden Faktoren entgegenwirken und ihn gesund halten. Neben Sport und Bewegung sind hier psychische und soziale Schutzfaktoren wichtig.

 

In der Medizin werden Risikofaktoren als solche Faktoren beschrieben, welche die Entstehung einer Krankheit wahrscheinlich machen. Risikofaktoren können in der Person selbst, ihrer Umgebung (ökologische Faktoren) oder in ihrer Ernährung liegen. Schutzfaktoren repräsentieren erhöhte Widerstandskraft (Resilienz) oder verringerte Verletzlichkeit (Vulnerabilität) bezüglich des drohenden Einflusses von Risikofaktoren. Im Folgenden sind jene Risikofaktoren genannt, bei deren Eintritt die Wahrscheinlichkeit groß ist, vorzeitig zu sterben. Dies lässt sich aus Sterblichkeits-Studien belegen.

 

Einerseits sind dies kardio-metabolische Risikofaktoren (kardio = das Herz betreffend, Metabolismus = Stoffwechsel). Andererseits die Faktoren Alter, starker Alkoholkonsum, fettreiche Nahrung, genetische Faktoren, Luftverschmutzung, Nikotin, anhaltender Stress. Kardio-metabolische Risikofaktoren sind Adipositas (Fettleibigkeit; 10 Mio. Betroffene), Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit, 7 bis 10 Mio. Betroffene), Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes Cholesterin) und Bluthochdruck (10 bis 15 Mio. Betroffene).

 

Bewegung schützt

Sicherlich scheint die große Zahl an Risikofaktoren die Hoffnung auf ein überdurchschnittlich langes und gesundes Leben schwinden zu lassen. Bedenkt man aber, dass bis auf den Risikofaktor „Vererbung von Krankheiten“ alle beeinflussbar sind, verbessern sich die Ausgangsbedingungen deutlich. Das schöne ist: jeder kann durch Bewegung und Sport die Mehrzahl der wichtigsten Risikofaktoren minimieren und seine Chance auf mehr Lebenszeit und Lebensqualität erhöhen. Somit stellt Bewegung ein wichtiger Schutzfaktor vor vielen Erkrankungen dar. 

 

Bewegung und Sport senken

● den Blutzuckerspiegel

● das Körpergewicht

● den Körperfettanteil

● den Blutdruck

● den Cholesterinspiegel

 

Sie beugen somit folgenden Krankheitsbildern vor:

● Herz-Kreislauf-Erkrankungen

● Diabetes mellitus

● Bluthochdruck

● Fettstoffwechselstörungen

● Adipositas

 

Sport und Bewegung wirken sich positiv auf die folgenden Erkrankungen und somit auf die Lebensqualität eines Menschen aus:

 

Koronare Herzkrankheit und Sport

Bei der Entstehung der Koronaren Herzkrankheit (KHK) spielen die kardio-metabolischen Risikofaktoren eine entscheidende Rolle. Die KHK ist eine Erkrankung der Adern des Herzes durch Arteriosklerose (Einengung der Adern durch Ablagerungen). Sie betrifft 5 Millionen Deutsche und führt mit jährlich 100.000 Toden zur häufigsten Todesursache, dem Herzinfarkt. 

 

Für die KHK sind folgende Risikofaktoren zu beeinflussen: erhöhter Cholesterinspiegel, Zigarettenrauchen, Bluthochdruck und Diabetes mellitus. Weiterhin Übergewicht, Bewegungsmangel und emotionaler Stress. Unbeeinflussbare Risikofaktoren sind: familiäre Veranlagung, das Alter (je älter die Person, desto höher das Risiko) und das Geschlecht (Männer sind öfter betroffen).

 

Wer einen aktiven Lebensstil aufrechterhält kann das Risiko, sich eine ernsthafte Herzkrankheit zuzuziehen oder daran zu sterben, halbieren. Regelmäßiges Gehen, Radfahren oder 4 Stunden aktive Freizeitgestaltung in der Woche führen alle zu einem reduzierten Risiko, an Herzkrankheiten zu erkranken. Körperliche Aktivitäten haben sich sogar bei der Genesung Herzkranker mit bewegungsorientierten Rehabilitationsprogrammen als erfolgreich erwiesen, indem sie das weitere Risiko von Todesfällen verringert haben.

 

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

Die Häufigkeit des Typ-II-Diabetes (früher: Alterszucker) ist stark angestiegen. Dies wird in wissenschaftlichen Studien oft auf den Anstieg von Übergewicht zurückgeführt. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Personen, die aktiv sind, ein 30 bis 50 % niedrigeres Risiko haben, Diabetes zu entwickeln, als Altersgenossen mit einer sitzenden Lebensweise. Bewegung verzögert oder stoppt den Prozess zu einer Glucoseintoleranz (Unwirksamkeit von Insulin) und schließlich zu einem Diabetes.

Aber auch Erkrankte profitieren von Bewegung: Einige Studien zeigten, dass körperliche Bewegungformen wie Gehen oder Radfahren, wenn sie wenigstens dreimal pro Woche über 30 bis 40 Minuten ausgeübt werden, in der Lage sind, kleine, jedoch signifikante Verbesserungen der Blutzuckerwerte zu bewirken.

 

Übergewicht und Adipositas

Die Beibehaltung des Körpergewichts erfolgt durch ein ausgeglichenes Verhältnis von Energieaufnahme und Energieverbrauch. Ist jedoch über einen bestimmten Zeitraum die Aufnahme höher als der Verbrauch, entwickeln sich nach einiger Zeit Übergewicht und daraufhin Adipositas (Fettleibigkeit oder Fettsucht). Man spricht von Übergewicht, wenn eine Person einen Body-Mass-Index (BMI bzw. Körpermasseindex, d.h. Masse : Größe im Quadrat) von 25 erreicht. Ab BMI 30 kann von Adipositas gesprochen werden. Als ein entscheidender Grund für Übergewicht gilt, neben einer kalorienreichen Ernährung und genetischen Faktoren, die Verringerung der körperlichen Aktivitäten.

 

Speziell körperliche Aktivität scheint zu helfen, eine Gewichtszunahme, wie sie im mittleren Lebensalter typisch ist, zu vermeiden. Menschen, die sich regelmäßig bewegen sind eher in der Lage, eine Reduktion des Körpergewichts über lange Zeit zu halten. Bei jenen, die bereits übergewichtig oder fettleibig sind, kann Bewegung helfen, Gewicht zu verlieren, wenn dies mit einer kalorienreduzierten Kost kombiniert wird. Körperliche Aktivität hat für Übergewichtige selbst dann Nutzen, wenn keine Gewichtsreduktion stattfindet. Denn: Es hat sich gezeigt, dass adipöse Menschen, die es schaffen, aktiv und fit zu bleiben, das Risiko von Herzkrankheiten und Diabetes auf ein Niveau zurückführen können, das mit dem von nicht adipösen Personen vergleichbar ist.

 

Hypercholesterinämie

Hypercholesterinämie meint erhöhte Cholesterinwerte. In Deutschland leidet ungefähr jeder Zweite an dieser Erkrankung mit der Folge eines erhöhten Risikos für Herz- und Kreislauf-Erkrankungen. Häufig ist es eine falsche Ernährung in Kombination mit zu wenig Bewegung, die in Zusammenhang mit einem genetischen Risiko zu Hypercholesterinämie führt. Die Therapie bei Hypercholesterinämie basiert heute auf den folgenden drei Therapiesäulen:

  • Ernährungsumstellung
  • körperliche Bewegung
  • sinnvolle Nahrungsergänzung

Bluthochdruck

Bluthochdruck stellt neben erhöhten Cholesterinwerten und Rauchen eine der wichtigsten Ursachen für die Entstehung von Herz- und Kreislauferkrankungen dar. Er kann zu zahlreichen Komplikationen führen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen und Niereninsuffizienz. Dadurch werden Lebenserwartung und Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. 

 

Sportliche Aktivität in Form von moderatem Ausdauertraining, stellt neben der richtigen Ernährung und medikamentöser Therapie die entscheidende Maßnahme bei Bluthochdruck dar.

 

Krebs

Körperlich aktiv zu sein scheint auch das Risiko zu reduzieren, bestimmte Krebsarten zu entwickeln. Aktivitäten mit moderater Intensität bieten dabei den größten Schutz. Wer körperlich aktiv ist, reduziert das Risiko, Dickdarm- oder Mastdarmkrebs zu entwickeln, um 40 bis 50 %.

 

Rücken- und Gelenkserkrankungen

Körperliche Bewegung kann wirkungsvoll sein, um Rückenschmerzen vorzubeugen, aber auch um Beschwerden zu verbessern. Nicht erwiesen hat sich jedoch, dass körperliche Aktivitäten helfen können, Knochen- und Gelenksentzündungen vorzubeugen.

Gehprogramme (z. B. Walking, Nordic Walking) haben allerdings gezeigt, dass sie helfen, Schmerzen und Gelenksteife zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Bewegungstraining, besonders Krafttraining und Kräftigungsgymnastik, kann im jugendlichen Alter die Knochenmineraldichte und die Knochengröße steigern und somit helfen Osteoporose zu verhindern oder deren Beginn hinauszuzögern. Bewegungs- und Muskelstärkungsprogramme helfen älteren Erwachsenen, das Gleichgewicht zu halten, was zu einer Verringerung von Stürzen führt.

 

Seelisches Befinden

Zahlreiche Studien belegen, dass körperliche Aktivität einen positiven Einfluss auf die Psyche hat und dass durch regelmäßige Bewegung das Risiko klinischer Depressionen (Niedergeschlagenheit) und deren Wiederkehr reduziert werden kann:

  • die Stimmungs- und Emotionslage sowie die Selbstwahrnehmung werden verbessert (Körperbild, Selbstachtung)
  • Beklemmungszustände können abgebaut werden
  • die Qualität und Länge des Schlafes verbessert sich
  • Aspekte der Gehirnfunktion wie Planen, Kurzzeitgedächtnis und Entscheidungsfindung können gesteigert werden
  • das Risiko an Demenz oder Alzheimer zu erkranken, wird reduziert

Im Rahmen des seelischen Befindens, lässt sich vor allem der Zusammenhang von Kontrollverlust, Work-Life-Balance und Sport ansprechen. Zur beruflichen Belastung addiert sich bei vielen Menschen ein Gefühl persönlichen Kontrollverlustes.

Es entsteht das Gefühl als seien Geben und Nehmen nicht mehr im Gleichgewicht, als lebten sie nicht wirklich, sondern werden gelebt. Dieses Gefühl kann durch das Bestreben, Selbstverwirklichung, Familie und soziale Kontakte unter einen Hut zu bringen, entstehen. Insgesamt klagen immer mehr Menschen über Hektik, Krankheiten, Überforderung und zunehmende Verpflichtungen. In diesem Zusammenhang gilt es den Begriff „Work-Life-Balance“ einzuführen: Im engeren Sinne ist darunter ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Privatleben zu verstehen. Fasst man den Begriff weiter, handelt es sich um die Ausgewogenheit verschiedener Lebensbereiche:

  • Arbeit (Wofür arbeite ich?)
  • Soziale Kontakte (Wer und was ist mir wichtig?)
  • Intellektuelle Entwicklung (Wer und was fordert und fördert mich?)
  • Emotionale Bindung (Wer begleitet mich im Leben?)
  • Gesundheit (Was hält mich körperlich fit?)
  • Spiritualität (Was gibt mir Sinn im Leben?)

Durch Bewegung, Sport und Spiel im privaten Bereich wirken Sie einem Kontrollverlust entgegen und schaffen sich eine zufriedenstellende Work-Life-Balance. Sie holen sich das, was Ihnen andere Lebensbereiche nicht geben und schaffen sich einen Freiraum, indem Sie Zeit für sich haben. So können Sie gesundheitliche Ressourcen auf- und ausbauen und sind befähigt körperlichen und psychischen Beschwerden entgegenzutreten.

 

Der Preis des Wohlstandes: das Metabolische Syndrom

Eine zentrale Stellung bei der Diskussion über Risikofaktoren nimmt das Metabolische Syndrom ein (Metabolismus = Stoffwechsel, Syndrom = das gleichzeitige gemeinsame Auftreten verschiedener Krankheitsmerkmale). 

Zeigt eine Person dieses Syndrom, vereinigt sie mindestens drei der folgenden Risikofaktoren:

● Übergewicht

● Fettstoffwechselstörungen

● Bluthochdruck

● Insulinresistenz (Unwirksamkeit des Insulins)

 

Dieses Syndrom wird durch äußere Risikofaktoren wie Bewegungsmangel und Rauchen zusätzlich begünstigt. Als direkter Auslöser für diese Erkrankung wird Übergewicht bzw. Adipositas (Fettsucht) diskutiert. Diese Wohlstandserkrankung, wovon 15 bis 25 Millionen Deutsche betroffen sind, erhöht das Risiko beträchtlich, im Laufe des Lebens an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie der Koronaren Herzkrankheit zu erkranken. Diabetes mellitus, Typ 2 (früher: Altersdiabetes) hängt eng mit dem Metabolischen Syndrom zusammen. Die für den Typ 2  charakteristische Insulinresistenz kann häufig bei übergewichtigen Personen mit Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten beobachtet werden. Daneben wird Typ 2 Diabetes durch Risikofaktoren wie falsche Ernährung und Bewegungsmangel begünstigt.

 

Insulin ist ein zentrales Hormon im Rahmen des Metabolischen Syndroms. Die Hauptfunktion des Insulins ist die Regulation der Konzentration von Glukose (Traubenzucker) im Blut. Die verminderte Wirkung von Insulin findet sich häufig bereits bei Nicht-Diabetikern mit noch „normalen“ Blutzuckerwerten. Die genaue Stoffwechseluntersuchung dieser Patienten zeigt, dass schon frühzeitig leichte Störungen des Fettstoffwechsels sowie eine geringe Erhöhung des Blutdrucks vorliegen können, so dass schon hier Anzeichen eines sich entwickelten Metabolischen Syndroms zu finden sind. Die verminderte Wirkung von Insulin ist ein Risikofaktor für die frühzeitige Beschädigung der Herzadern und führt zu einer Veränderung der Blutfette, zu einer Erhöhung des Blutdrucks und ist häufig mit Übergewicht und einer Fettansammlung am Bauch verbunden.

Das als besonders ungünstig geltende Bauchfett setzt Botenstoffe frei, die eine chronische Entzündung und dadurch die Entstehung von Arteriosklerose hervorrufen. Warnzeichen einer Schwächung der Insulinwirksamkeit sind: Bluthochdruck, Erhöhung des LDL-Cholesterins, der Blutfette und des Blutzuckers, das deutliche Auftreten von Bauchfett und ein zu niedriger Wert des HDL-Cholesterins.

 

Was ist Cholesterin? Cholesterin ist ein lebensnotwendiges Lipid (Blutfett), das für viele Organfunktionen wichtig ist. Es ist z.B. am Aufbau von Gehirn und Nervensystem beteiligt. Um sich im Blut bewegen zu können, verbindet es sich mit Proteinen (Eiweißen). Es entstehen Lipoproteine (Verbindung von Fett und Eiweiß). Lipoproteine werden je nach ihrer Dichte unterschieden. Zwei Typen sind das LDL und das HDL: Ein erhöhter LDL-Wert wird mit einem erhöhtem Risiko an Arteriosklerose zu erkranken in Verbindung gebracht. HDL soll durch seine Fähigkeit, Cholesterin aufzunehmen, vor dieser Erkrankung schützen (Arteriosklerose = Einengung der Adern durch Ablagerungen). Bei Diabetes Typ 2 wird durch Medikamente und eine Verringerung des Körpergewichts die Empfindlichkeit gegenüber Insulin erhöht. Eine Erhöhung der körperlichen Aktivität kann ebenfalls die Insulinempfindlichkeit steigern. Darüber hinaus ist eine konsequente Therapie weiterer Risikofaktoren wichtig, wie z.B. die strikte Senkung des LDL-Cholesterins und des erhöhten Blutdrucks. Auch hier ist Bewegung, aber auch die richtige Ernährung, hilfreich. In großen wissenschaftlichen Studien ist gezeigt worden, dass hierdurch das Auftreten von Herzinfarkten drastisch vermindert werden kann. 

 

Zum Glück gilt: Ein gesunder Lebensstil, der vor Herzkrankheiten schützt, schützt auch vor Diabetes Typ 2. Studien zeigen die Wichtigkeit der Beachtung des Problems Übergewicht: Je mehr Übergewicht, desto größer das Diabetes-Risiko.

 

 

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